Wir, 2 Mann, haben kürzlich eine 14-tägige Reise in die Türkei gemacht, hier ein Erfahrungsbericht, der sich in erster Linie auf die praktische Durchführung einer solchen Reise bezieht.
Geflogen wurde mit einer Cessna 172S mit 2.0 l Thielert-Diesel mit 135 PS, Das Avionik-Equipment bestand aus einem G1000 mit einem KAP 140 AP, eine absolut perfektes IFR-Tool, man sollte sich aber intensiv damit auskennen. Ich empfehle jedem, der sich auf das Tool dann wirklich verlassen will, sich vorher den G1000-Checkout bei Sportys Pilot-Shop zu besorgen, das Ganze ist in seiner Gesamtheit derart vielfältig und komplex, dass sich ein vorheriges intensives Beschäftigen damit wirklich auszahlt.
Warum ein Diesel-Flieger für diesen Trip? Jeder AVGAS-Flieger ist ungeeignet, weil überwiegend nur JetA1 zur Verfügung steht.
Zum Flugzeug: Zunächst erscheinen die Flugleistungen ein wenig enttäuschend zu sein, bei näherem Hinsehen aber entpuppt sich dieser Flieger als absolut geeignet. Hier die Gründe:
Der Turbomotor bringt den Flieger auf eine Höhe, wo jede „normale“ 172er nicht mehr mitkommt, FL 160 und höher ist überhaupt kein Problem, für den nächsten Trip werden wir eine kleine Sauerstoff-Notversorgung mitnehmen, ab FL 130 spätestens bekommt jeder Pilot nach kurzer Zeit Probleme. Der Flieger zeigte selbst in diesem Level noch keinerlei Ermüdungserscheinungen, er kann mühelos bis FL160 und mehr steigen. Der Verbrauch der Maschine beträgt bei ca 85% Leistung rund 6 gal., also rd. 23 Liter/h, bei einer KIAS von 100. daraus ergibt sich ein weiterer, nicht zu übersehender Vorteil. Man kann – entspr. „Sitzefleisch“ vorausgesetzt – fast 8 Stunden fliegen und das entspricht in einem Level von 100 (den wir überwiegend geflogen sind) 120Kts true, also einer Entfernung von über 900 NM! Nicht nur der geringere Verbrauch gegenüber einem AVAS-Flieger ist bemerkenswert, sehr viel schöner auch, wenn´s ans Bezahlen geht. In Skopje (wo es ausnahmsweise auch AVGAS gibt) zahlen wir 98 cents/L, AVGAS hätte 2,50 € gekostet.
Es wurde ein Routing gewählt, bei dem die längsten Flüge knapp über 4h dauerten, los ging es IFR in Schönhagen bei Berlin (EDAZ), geplant war eigentlich, in Brünn einen Stop zu machen, wir verlängerten dann aber den Flugplan und landeten in Debrecen. Obwohl als int. Apt. ausgewiesen, war keinerlei Verkehr auf dem Platz, an JetA1 war auch nicht heranzukommen und so flogen wir wieder ein Stück zurück nach Nyiregyhaza, ein kleiner Platz mit perfektem Service und JetA1, am nächsten Tag dann nach Kovice zwecks Abfertigung in einen Nicht-Schengen-Staat, nach Rumänien, Constanta am Schwarzen Meer. Auch hier nur JetA1. Danach ging es weiter nach Istanbul und zwar zum Flughafen Sabiha Gökcen, liegt auf der asiatischen Seite von Istanbul. Danach ging es nur noch mit Genehmigung weiter (vorher hier in Deutschland einholen) und alles weitere spielte sich nur auf Airways ab, IFR wie VFR. Die Controller haben kein Problem damit, einen (IFR) auf Level 160 zu schicken, auch der dezente „unable“-Hinweis zeigt nur wenig Wirkung.
Wir mussten also IFR canceln und VFR weiterfliegen (maintain VMC), der Controller war aber derselbe und das mit dem „maintain VMC“ konnten wir nicht so ganz in die Tat umsetzen, fühlten uns aber trotzdem auf der sicheren Seite. So ging das in der gesamten Türkei weiter, an jedem Platz war wieder eine Passkontrolle, man erwartete uns aber meist schon, unsere Erlaubnis wurde immer weiter gegeben. Flugplanaufgabe war mandatory. In Bodrum dann verliessen wir die Türkei und flogen nach Skiathos, von dort am nächsten Tag bei strömendem Regen und einer Untergrenze von nicht mehr als 400ft wieder IFR nach Skopje. Dort ließen wir den Flieger dann mal ganz allein den Approach fliegen bis zum Minimum, wie gesagt, das Garmin G1000 ist ein perfektes Flight-Management-System. Weiter ging es nach Pula und am nächsten Tag dann, es war wieder IFR angesagt, wieder einmal bei strömendem Regen, in Richtung Graz, also sozusagen „rechts um die Alpen“ herum. Unsere Flugzeit von Pula nach Schönhagen betrug 4.15h, ein gemütlicher Flug in FL 110, Kaffee, Brot und Wasser waren an Bord, wir achteten immer auf unseren „Wasserhaushalt“, sodass wir nie Probleme bekamen.
Zusammenfassung: Alles in allem eine sehr erlebnisreiche Reise, auf die einzelnen Orte bin ich hier nicht eingegangen. Bernd Clemens hat einen ausführlichen bebilderten Reisebericht geschrieben, dieser wird dann demnächst in einer Fliegerzeitung veröffentlicht werden.
(Autor Wolfgang Schütz)
Türkei-Reisebericht von Bernd Clemens ist im Anhang.
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